
1. Netzwerktagung „ReOrga:Schulträger – Vernetzen. Gestalten. Zukunft starten!“
Am 5. Mai 2025 fand im Veranstaltungszentrum Rotation in Hannover die erste Netzwerktagung im Projekt ReOrga:Schulträger statt. Mit dabei: Vertreterinnen und Vertreter der vier Praxispartner aus Bielefeld, Leipzig, Lübeck und Wolfsburg, des BMBFSFJ, des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums als Projektträger, des Beirats und der Verbundpartner. In einer angenehmen und konstruktiven Atmosphäre kamen damit alle Projektbeteiligten erstmalig zusammen, um sich kennenzulernen, die Ausgangslagen und Erwartungen zu besprechen, erste Zielsetzungen zu definieren und die Weichen für die weitere Zusammenarbeit zu stellen.
Nach einer kurzen Begrüßung startete das Treffen mit einer interaktiven Zielklärung: Die Teilnehmenden beschäftigten sich in Kleingruppen mit kreativen Leitfragen, wie etwa der nach einer „Superkraft“ für die anstehenden Herausforderungen. Dabei ging es um wünschenswerte Kompetenzen und strukturelle Hürden, die bereits erste Ge- und Misslingensbedingungen für eine erfolgreiche Gestaltung der anstehenden Transformationsprozesse beschreiben. Als förderliche Eigenschaften benannt wurden dabei u.a. Entscheidungsfreiheit, gute Kommunikation, Neugierde oder Veränderungswille. Als hinderliche Faktoren wurden hingegen z.B. starre Richtlinien, Perfektionismus, hierarchische Strukturen, Bedenkenträgerei und festgefahrene Verwaltungsmuster angeführt.
Impulse aus Forschung und Praxis
Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt lag auf den Impulsvorträgen aus dem Fachbeirat durch Prof. Dr. Anne Sliwka (Universität Heidelberg), Ralph Müller Eiselt (Vorstand Vorstand Forum Bildung Digitalisierung), Martin Fugmann (Vorstand Heraeus Bildungsstiftung) sowie Daniela Schneckenburger (Deutscher Städtetag). In Ihnen wurden verschiedene zentrale Herausforderungen benannt:
- Der Vergleich mit international erfolgreichen Bildungssystemen verdeutlicht, dass Deutschland bei der digitalen Transformation deutlich hinterherhinkt. Eine Ursache hierfür ist, dass im Gegensatz zu Deutschland in anderen Systemen Schulaufsichten und Schulträger enger und damit erfolgreicher zusammenarbeiten.
- Es besteht daher die Notwendigkeit, bestehende Zuständigkeitsgrenzen („Silostrukturen“) zwischen Schulaufsicht, Schulträgern und Schulen zu überwinden, um Synergien zu nutzen und die Kommunikation zu vereinfachen.
- Schulträger werden zunehmend zu aktiven Partnern in der Bildungsentwicklung. Ihre Rolle geht weit über die Bereitstellung von Infrastruktur hinaus – sie sind Mitgestaltende von Transformationsprozessen.
- Es wurde betont, dass Digitalisierung nicht nur eine technische Herausforderung darstellt, sondern grundlegende Veränderungen in den Beziehungen zwischen Organisationen, Ebenen und Professionen mit sich bringt. Vor allem braucht es ressortübergreifende Kommunikationsstrukturen du synchronisierte Zielsetzungen.

Die Vielfalt an Sichtweisen zeigt deutlich: Schulträger stehen vor einem Transformationsprozess, der viele Ebenen betrifft – von der Organisationsstruktur über die Kommunikation bis hin zu pädagogisch-technologischen Schnittstellen. Ziel ist es, bestehende Silos aufzubrechen, Entscheidungsprozesse zu vereinfachen und tragfähige Kooperationsmodelle zu entwickeln.
Organisationsentwicklung im Fokus
Im nachfolgenden begleiteten Workshopteil wurden zunächst Methoden und Vorgehen der Prozessbegleitung im Rahmen der Organisationsentwicklung erläutert. Im Anschluss wurden hierzu durch die Schulträger konkrete Zielsetzungen und Erwartungen erarbeitet. In gemischten Gruppen diskutierten die Teilnehmenden dazu folgende Fragen:
- Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Projekt: Wie soll die interne Zusammenarbeit und auch die Organisation am Ende der Projektlaufzeit aussehen?
- Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie an die Begleitung und an uns als Berater*innen?
Zentrale Zielbilder, die dabei entstanden, waren u. a.:
- Entwicklung und Etablierung von klaren Schnittstellen-, Aufgaben- und Rollendefinitionen innerhalb der Schulträger,
- Aufbau transparenter Prozesse und Wissensspeicher,
- Entwicklung von Prozesslandkarten zur Schul- und Medienentwicklung,
- Intensivierung von Kommunikation durch interdisziplinäre Austauschformate,
- Förderung datenbasierter Steuerung und Verbesserung der Zusammenarbeit mit Schulen.
In der anschließenden Diskussion wurde u. a. die Frage aufgeworfen, wie bestehende digitale Tools zur Schulentwicklungsplanung aktuell genutzt werden – mit teils sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Auch Themen wie Künstliche Intelligenz und Open Educational Resources wurden als zukünftige Arbeitsschwerpunkte identifiziert.
Zum Abschluss der Tagung wurden zentrale offene Fragen zusammengetragen, die im weiteren Projektverlauf vertieft werden sollen, so z.B. Fragen zur Einbindung in bestehende Netzwerke, zur Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht, zu individuellen Ausgangslagen oder zur Entwicklung von Steckbriefen der beteiligten Träger.
Fazit
Die erste Netzwerktagung machte deutlich: Schulträger sind bei der Realisierung der digitalen Transformation an Schulen großen Herausforderungen ausgesetzt. Das Projekt ReOrga:Schulträger bietet Raum für Entwicklung, Austausch, Inspiration und Transfer, um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten. Der gemeinsame Wille zur Weiterentwicklung war deutlich spürbar – nun gilt es, ihn in wirksame Strukturen und Prozesse zu übersetzen.
Wir danken allen Teilnehmenden für ihr Engagement und freuen uns auf die weitere spannende Projektzeit.